Sind Network-Marketing-Mamis wirklich erfolgreich? Die unbequeme Realität!

Einleitung

In den letzten Jahren haben sich auf Social-Media-Plattformen, insbesondere Instagram, und jüngst auch auf Threads, sogenannte „Network-Marketing-Mamis“ etabliert. Diese Frauen, oft Mütter, die von zu Hause aus arbeiten, präsentieren sich als erfolgreiche Unternehmerinnen, die anderen Frauen zeigen wollen, wie sie mit wenig Aufwand ein „lukratives Online-Business“ aufbauen können. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das Ganze oft als fragwürdiges Geschäftsmodell, das mehr Schein als Sein ist.

 

Das Konzept: Ein vermeintliches Business

Das Prinzip, nach dem die meisten dieser Mütter arbeiten, ist simpel: Sie kaufen digitale Produkte, meist Kurse oder E-Books, die ihnen angeblich beibringen, wie sie selbst online erfolgreich Geld verdienen können. Oft wird dabei suggeriert, dass diese Kurse eine fundierte Expertenausbildung im Bereich Online-Marketing darstellen und dass die Mütter selbst als Experten und Mentoren auftreten. In Wirklichkeit sind viele von ihnen jedoch erst seit wenigen Wochen in diesem „Business“ tätig und verfügen über keinerlei tiefgehendes Wissen oder Erfahrung. Diese Kurse werden dann wiederum an andere verkauft – was bei näherer Betrachtung einige Merkmale eines problematischen Schneeballsystems aufweist, wie ich weiter unten noch genauer erläutern werde.

 

Beispiele aus der Praxis

Ein häufig gesehenes Beispiel ist das Versprechen, dass man durch den Kauf eines Kurses finanziell unabhängig wird. Diese Kurse werden dann oft mit marktschreierischen Methoden beworben, wie etwa kurzfristigen Rabattaktionen, die auf einem vermeintlich günstigen Dollarkurs basieren – obwohl sich der Dollarkurs kaum geändert hat. In den Kommentaren und Diskussionen dazu wird dann argumentiert, dass diese Marketingstrategien eine hohe Nachfrage generieren und die Mütter so erfolgreich sind. Viele behaupten zudem, eigene Produkte zu erstellen, um nicht nur den Kurs weiterzuverkaufen. Dabei handelt es sich oft um KI-generiertes Material wie Malbücher, das weder echten Mehrwert bietet noch eine nachhaltige Geschäftsgrundlage darstellt.

 

Psychologie und das Prinzip Hoffnung

Die Grundlage dieses Modells beruht auf psychologischen Mechanismen wie dem Prinzip Hoffnung und dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Diese Frauen zielen auf andere Mütter ab, die in einer ähnlichen Lebenssituation stecken und die ebenfalls nach einem Weg suchen, von zu Hause aus Geld zu verdienen. Durch den Einsatz von Social Proof – also Likes, Kommentare und geteilte Erfolgsgeschichten – wird der Eindruck erweckt, dass das Modell funktioniert und man einfach nur „dranbleiben“ muss, um Erfolg zu haben. Doch auf Nachfrage, wer diese positiven Bewertungen verfasst hat oder welche Experten die Kurse überprüft haben, werden keine konkreten Antworten geliefert. Stattdessen wird oft ausweichend geantwortet, dass die Experten „privat“ seien oder „die kennst du nicht“.

 

Steuerliche Stolperfallen

Ein weiteres Problem ist, dass viele dieser Frauen unter die Kleinunternehmerregelung nach §19 UStG fallen, was bedeutet, dass sie keine Umsatzsteuer abführen müssen, solange ihr Jahresumsatz unter 22.000 Euro bleibt. Dies wird oft als Vorteil dargestellt, obwohl viele den Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn nicht verstehen und nicht bedenken, dass sie auf diese Weise kaum ein „lukratives Business“ führen. Auch das Argument „dranbleiben“ wird schnell entkräftet, wenn man bedenkt, dass 22.000 Euro Umsatz pro Jahr bei 8 Stunden Arbeit pro Tag letztlich kaum mehr als den Mindestlohn ergeben.

 

Marketing – mehr als nur Verkaufen

Im betriebswirtschaftlichen Sinne umfasst Marketing weit mehr als nur den Verkauf von Produkten. Es geht darum, ein Unternehmen strategisch auf den Markt auszurichten. Dazu gehören die Analyse von Märkten, die gezielte Ansprache von Zielgruppen, die Entwicklung und Positionierung von Produkten sowie die Preisgestaltung und strategische Kommunikation. Diese umfassende Sichtweise wird in den meisten der angebotenen Kurse nicht ausreichend vermittelt, was zu einem falschen Verständnis von Marketing führen kann.

 

Moralische Überlegungen: Verdrängt der Wunsch nach schnellem Geld die Ethik?

Eine der zentralen Fragen, die sich bei diesem Phänomen stellt, ist die moralische Verantwortung der beteiligten Mütter. Wissen sie wirklich nicht, dass sie sich an einem potenziellen Scam beteiligen, oder verdrängt der Wunsch nach schnellem Geld die moralischen Bedenken? Viele dieser Mütter scheinen tatsächlich daran zu glauben, dass sie anderen etwas Wertvolles verkaufen, und erkennen nicht, dass sie selbst Teil eines fragwürdigen Systems sind. Doch diese Naivität wirft die Frage auf: Ist es moralisch vertretbar, etwas zu verkaufen, von dem man selbst nicht versteht, wie es funktioniert oder ob es tatsächlich Nutzen bringt?

 

Wie Network-Marketing-Mamis die Emanzipation untergraben

Statt Frauen zu ermutigen, ihre eigenen Fähigkeiten und Potenziale zu entfalten, basieren deren Tätigkeiten oft auf fragwürdigen Geschäftsmodellen, die traditionelle Rollenbilder verstärken. Sie vermitteln die Illusion von finanzieller Unabhängigkeit, während sie in Wirklichkeit Abhängigkeiten schaffen und Frauen in wirtschaftlich unsichere Situationen bringen. Dies stellt einen Rückschritt in der Emanzipation und Frauenförderung dar, indem es die wahre Selbstbestimmung und wirtschaftliche Unabhängigkeit untergräbt.

 

Warum es problematisch ist, dass die Begriffe „Online-Marketing“ und „Digitales Marketing“ gekapert werden

Wenn Network-Marketing-Mamis Begriffe wie „Online-Marketing“ oder „Digitales Marketing“ verwenden, verwässern sie die Bedeutung dieser Disziplinen, wie oben beschrieben. Diese Begriffe werden für fragwürdige Geschäftsmodelle genutzt, was zu Missverständnissen darüber führt, was wirklich nötig ist, um in diesem Bereich erfolgreich zu sein. Seriöse Unternehmen, die sich heute selbstverständlich dem Online-Marketing bedienen, könnten durch diese „Blender“ ebenfalls negativ betroffen werden, wenn potenzielle Kunden aufgrund der falschen Assoziationen misstrauisch werden.

 

Rechtliche Risiken und die Sekten-Mentalität

Obwohl einige dieser Mütter ein Impressum führen, fehlt es oft an den notwendigen rechtlichen Absicherungen, wie z.B. klaren Angaben zum Widerrufsrecht. Es wird oft behauptet, dass es für digitale Produkte kein Widerrufsrecht gäbe, da diese direkt ausgeliefert werden. Doch das stimmt so nicht – ein Ausschluss des Widerrufsrechts muss explizit vereinbart werden und unterliegt strengen Bedingungen.

 

Das Ganze erinnert an eine sektenartige Struktur: Am Anfang sind alle gut miteinander befreundet, unterstützen sich gegenseitig und schwören auf den Erfolg des Modells. Doch sobald erste Probleme auftauchen und der Erfolg ausbleibt, beginnen die Streitereien. Es ist nicht ungewöhnlich, dass plötzlich gepostet wird, wie enttäuscht man von der mangelnden Unterstützung der anderen ist oder dass die „Mentorin“ sich nicht genug Zeit genommen hat.

 

Textbausteinartige Antworten und das Briefing für den Umgang mit Kritik

Ein weiteres auffälliges Muster ist der Umgang mit kritischen Rückfragen. Es scheint, als würden viele dieser Mütter einem genau abgestimmten Briefing folgen, wie sie auf Kritik reagieren sollen. Die Antworten wirken oft textbausteinartig und beinhalten häufig Phrasen wie „Hate“, „neidische Männer“ oder „Hetze“, um die Kritiker zu diskreditieren und die eigene Position zu stärken. Dies verstärkt den Eindruck, dass es sich um ein in sich geschlossenes System handelt, in dem Abweichungen von der Norm nicht geduldet werden und jede Kritik sofort als Angriff auf die Gruppe dargestellt wird.

 

Schlussfolgerung: Mehr Schein als Sein

Das Phänomen der Network-Marketing-Mamis zeigt, wie leicht sich Menschen durch geschicktes Marketing und psychologische Tricks manipulieren lassen. Viele dieser Mütter glauben tatsächlich, dass sie ein erfolgreiches Business betreiben, weil es ihnen so eingeredet wird. Doch in den meisten Fällen handelt es sich um wenig nachhaltige Geschäftsmodelle, die nur auf dem Weiterverkauf von digitalen Produkten basieren, ohne dass echter Mehrwert geschaffen wird. Es ist wichtig, diese Praktiken kritisch zu hinterfragen und sich nicht von leeren Versprechungen blenden zu lassen.

 

Der vermeintliche Erfolg dieser Mütter basiert häufig nicht auf echtem Unternehmertum, sondern auf dem Prinzip Hoffnung und dem Glauben an schnelle Gewinne. Doch in Wahrheit sind es oft diejenigen, die am meisten verlieren, die am lautesten über ihren „Erfolg“ sprechen.

 

Warum "Network-Marketing-Mamis" kein Stereotyp sein soll

Der Begriff „Network-Marketing-Mamis“ ist nicht abwertend oder despektierlich gemeint. Es spiegelt ein Phänomen wider, das in den sozialen Medien stark vertreten ist. Die Lautesten in dieser Bewegung sind häufig Mütter, die von zu Hause aus arbeiten und versuchen, über diese Netzwerke Einkommen zu generieren. Diese Bezeichnung zielt darauf ab, das spezifische Auftreten und die Dynamik dieser Gruppe zu beschreiben, ohne dabei alle Mütter oder Frauen pauschal zu verurteilen. Es ist wichtig, die Mechanismen kritisch zu hinterfragen, die diese Gruppe prägen.